Zugabe, Viva Tech, Zugabe!

19. Juli 2017

Die Startups, Technologien und Innovationen auf dem Viva Technology Event letzte Woche in Paris waren eine echte Explosion für die Sinne. Hoch technisierte Roboter hießen die Gäste bei ihrer Ankunft willkommen, die aktuellsten Drohnen sausten über die Köpfe hinweg und Demonstrationen der großartigsten VR-, AR- und Mixed-Reality-Technik fanden an jeder Ecke statt.
Maurice Lévy, Vorsitzender der Publicis Groupe, eröffnete das dreitägige Tech-Großereignis mit dem Versprechen von „mehr“. Mehr Startups. Mehr Redner. Mehr Kollaborateure. Mehr Technologie. Mehr Gründer. Mehr Geschwindigkeit.

Und die zweite Ausgabe der jährlichen VivaTech lieferte auf jeder Ebene ab. Es gab über 50.000 Teilnehmer, 5.000 Startups, 1.000 Investoren und 400 Redner. Der neugewählte französische Präsident, Emmanuel Macron, richtete eine Leitansprache an die Konferenz, Tech-Riesen aus der ganzen Online-Welt – einschließlich Facebooks COO Sheryl Sandberg, Alphabet-Vorsitzender Eric Schmidt und Alibabas CEO Daniel Zhang – sprachen ebenfalls, genau wie unser werter Steve King persönlich, CEO von Publicis Media, der ein Panel über die „Zukunft der Medien“ durch die Linse unserer drei Grundsätze moderierte: Vertrauen, Talent und Transformation.

Allerdings war die KI der wahre Superstar der Show und zugleich der Faden, der dieses Tech-Rendezvous zusammenband. Wie Maurice Lévy erklärte, „ist KI der Kern von allem, was wir hier präsentieren werden – und Unternehmen können sich nicht mehr leisten, das zu ignorieren.“ Seine Anmerkungen wurden gestützt von Jacques Bughin von McKinsey, der der Konferenz mitteilte, „es gäbe keinen Quantensprung und Unternehmen müssten ihre KI-Reise genau jetzt beginnen.“ In derselben Präsentation bestärkte Bughin Andrew Ngs (von Baidu) inzwischen wohlbekanntes Zitat „KI ist die neue Elektrizität.“

Was für alle Besucher, die auf die Reise durch die Ausstellung gingen, schnell ersichtlich wurde, war, dass Technologie keine Grenzen kennt. Mit immer größer werdendem Tempo transformiert und durchdringt Tech jeden Aspekt unseres täglichen Lebens und jeden Geschäftssektor – Handel, Reisen, Automobil, Banking, Gesundheit, um nur ein paar zu nennen. Während seiner Rede kündigte Präsident Macron sogar die Einführung eines „Tech-Visums“, das die stärksten Startups, Gründer und Denker von überall auf dem Globus nach Frankreich locken soll.
Um sicherzustellen, dass wir alle Highlights und Trends der Show, hinsichtlich der Implikationen und Möglichkeiten aus Marketing- und Medienperspektive, einfangen, war unser NextTECHnow-Team zusammen mit zwölf unserer schärfsten Denker aus der nächsten Führungsgeneration vor Ort. Gemeinsam identifizierten sie fünf Themen – KI, Virtual Reality, das Internet von Allem, Roboter und Startups – die sie auf den folgenden Seiten professionell für Sie zusammengefasst haben. Sie setzen sich aus Kurzeinblicken in Form von Bullet Points zusammen, gefolgt von längeren Artikeln, die jedes der einzelnen Themen genauer beleuchten.

KÜNSTLICHE INTELLIGENZ

Ein Kurzeinblick:

• Schätzungen bezüglich der Größe der KI-Industrie bis 2025 reichen von 100 Mrd. bis 600 Mrd. US-Dollar
• Von Startup-Firmen bis zu globalen Unternehmen, von kleinen Panels bis zu namhaften Leitansprachen war KI allgegenwärtig auf der VivaTech
• Die Anwendungsmöglichkeiten von KI erstrecken sich bereits auf viele Branchen wie Gesundheit, Transport, Marketing & Handel und natürlich Robotik. Sie befeuert außerdem eine weitere

Revolution: Natürliche Benutzeroberflächen, zum Beispiel Stimmerkennung, verkörpert durch den Erfolg von Amazons Alexa

• KI hat die Aufmerksamkeit des Mainstreams gewonnen, dank Fortschritten im maschinellen Lernen, inklusive großen Computing-Durchbrüchen von Google und Facebook in der jüngeren Vergangenheit
• KI birgt viele Chancen, aber weckt auch Unsicherheiten, insbesondere bezüglich ihrer Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt und, auf lange Sicht, auf Privatsphäre und moralische Angelegenheiten

Alan Turings Entschlüsselung des deutschen Enigma-Codes gilt als Geburtsstunde der Künstlichen Intelligenz, die seitdem das Herz der Computerwissenschaft bildet.
Seitdem wurden Computer immer leistungsstärker. Beispielsweise sagte der CEO der Unternehmensberatung Roland Berger, Charles-Edouard Bouée, auf der VivaTech, dass das aktuelle iPhone mehr Leistung hat als alle NASA-Computersysteme von 1984 zusammen.

Die Erweiterung der Computerkapazitäten seit den 1990er-Jahren und die Entwicklung der Mobiltelefonindustrie (genauer gesagt die Markteinführung des iPhone im Jahr 2007) führen nun direkt in das goldene Zeitalter der Künstlichen Intelligenz hinein.

Heute finden wir KI überall. Streng gesprochen handelt es sich dabei nicht um Technologie, sondern um ein Aggregat aus mehreren Verfahren: Algorithmen, neurale und semantische Netzwerke sowie die Fähigkeit, selbst zu lernen. Google, Facebook, Amazon und nun auch IBM mit Watson haben ganze Unternehmen auf KI aufgebaut. Die Kapazität, Milliarden von Gigabytes an Daten pro Tag zu speichern und zu handhaben, hat die Marktreife von KI stark beschleunigt. Hier sind nur ein paar Beispiele für KI-betriebene Produkte und Dienstleistungen, die auf der VivaTech 2017 präsentiert wurden:

• Pepper von SoftBank – Roboter, die den Kundendienst in japanischen Geschäften übernehmen
• Fahrerlose Autos wie das Shuttle Navya Arma
• Heuritech – Beobachtung von Trends der Luxusindustrie mittels sozialer Medien
• Verhandlung von Immobilien- oder Finanzdeals per Chatbot, wie in einer aktuellen Forschungsarbeit von Facebook demonstriert wurde

Eine der größten Herausforderungen in den nächsten paar Jahren wird die Handhabung und Bewahrung der Privatsphäre sein. Die Achtung personenbezogener Daten wurde weitreichend diskutiert, genauso wie die neue europäische Datenschutz-Grundverordnung, die viele als notwendigen Schutz ansehen.

Wie Stephen Hawking letztes Jahr sagte: „Jeder Aspekt unseres Lebens wird verändert werden. Kurz gesagt könnte ein Erfolg bei der Schöpfung von KI das größte Ereignis in der Geschichte unserer Zivilisation sein.“

„Und, um das noch hinzuzufügen, das Beste oder Schlimmste, das der Menschheit jemals passieren könnte.“

Künstliche Intelligenz durch Anwendung entdecken

Als vorherrschender Diskussionsgegenstand während der VivaTech hat sich KI als Thema des Jahres erwiesen, unabhängig von Industrie oder Sektor. Wir haben einen Blick auf die Pioniere der Bewegung unter den VivaTech-Startups geworfen:

Gesundheit

Die Gesundheitsindustrie hat KI-Technologien weitreichend adaptiert, um ihre Systeme weiter zu verbessern. Das US-Unternehmen Gyant hat ein Programm erstellt, das Arztbesuche imitiert. Es kann Patientengespräche mit Hinblick auf Symptome abhalten, um Erkrankungen zu diagnostizieren. Darauf basierend kann es den Patienten der besten Behandlungsmethode und dem korrekten Facharzt zuweisen. Ziel ist es, medizinische Beratung in Dritte-Welt-Ländern anzubieten, wo der Zugang zur Gesundheitsversorgung sehr eingeschränkt ist.

Das in Singapur ansässige Unternehmen Graphene konzentriert sich wiederum auf die Gesundheitsanbieter selbst. Es stellt Ärzten und Krankenhäusern Vermittlungsplattformen zur Verfügung, die Patientendaten digitalisieren, Krankengeschichten zusammenstellen und mögliche Krankheiten voraussagen.

Transport

KI ist dank des Zuwachses selbstfahrender Fahrzeuge ein heißes Thema in der Automobil- und Transportindustrie. Das französische Startup Navya bietet führerlose Shuttle-Lösungen, ausgestattet mit einer KI, die kleine Gruppen befördern kann. Auf der anderen Seite verwenden die Schweizer OSR Enterprises ein urheberechtlich geschütztes All-in-One-Multi-Domain-SCCI (Smart Connected Car and Infotainment)-System, das den Automobilmarkt revolutionieren könnte, indem es Fahrzeuge mit dem Internet der Dinge und dem Internet der Fahrzeuge verbindet.

Marketing

Auch die Marketing-Industrie hat KI-Technologien adaptiert. Das US-basierte Unternehmen Nextuser nutzt sie für die Versendung personalisierter Marketing-Nachrichten, die die richtigen Konsumenten zur richtigen Zeit erreichen, während das französische Beyable die Technologie dazu verwendet, solche Nachrichten zum Zweck der Umsatzsteigerung in Echtzeit auf Webseiten und mobile Geräte zu bringen.
Steve King, CEO von Publicis Media, sagte über die Technologie: „KI wird einen transformierenden Effekt auf die Werbeindustrie haben und aufregende Chancen für unser Business kreieren. Mir fallen kaum Industrien ein, welche die Technologie nicht adaptieren werden, alles wird von KI dominiert werden. Ich glaube, dass sie riesige makroökonomische und gesellschaftliche Auswirkungen haben wird.“

Der Anfang der Lernkurve

Es überrascht nicht, dass niemand auf der VivaTech die potenziellen Auswirkungen von Künstlicher Intelligenz auf unser tägliches Leben infrage stellte. Allerdings gab es einige Zweifel in Bezug darauf, wie und wann diese Veränderungen eintreten werden.

Beispielsweise ist die schiere Größe der zukünftigen KI-Industrie das Thema vieler Debatten, wobei einige Schätzungen für 2025 von 126 Mrd. US-$ bis hin zum Fünffachen dieses Betrags reichen.

Dasselbe gilt für den Einfluss der KI auf den Arbeitsmarkt. Eine im Jahr 2013 von zwei Oxford-Wissenschaftlern veröffentlichte Studie behauptet, dass fast die Hälfte der amerikanischen Jobs von Robotern „gefährdet“ sei. Auf der VivaTech 2017 präsentierte McKinsey eine etwas moderatere Sicht auf das Thema. Laut einem von der Unternehmensberatung finanzierten Think Tank könnten 40% der aktuellen Arbeit bereits automatisiert sein, tatsächlich können aber nur weniger als 10% aller Jobs zu 90% automatisiert werden. In anderen Worten: KI ist dafür da, mühselige Aufgaben zu automatisieren, nicht um ganze Jobs zu stehlen.

Die Schätzungen und Debatten bezüglich KI zeigen vor allem eines: Wir stehen noch ganz am Anfang der Reise. Benedict Evans von Andreessen Horowitz betonte, dass maschinelles Lernen dem Muster einer „S“-Kurve folgt und immer noch im Anfangsstadium begriffen ist. Das erklärt sowohl die optimistischen Hoffnungen als auch übertriebene Ängste. Unternehmen, Regierungen und Individuen müssen die vielen Chancen und Herausforderungen, die mit der KI einhergehen, so früh wie möglich angehen. Wie McKinseys Präsentation aufzeigte, muss sie kollektiv „von uns geformt und Realität gemacht werden.“

Tatsächlich scheinen die meisten Leute angesichts allem, was über KI geschrieben und gesagt wurde, von Ehrfurcht ergriffen zu sein. McKinsey hob die Tatsache hervor, dass acht von zehn Führungskräfte auf Vorstandsebene nicht genau wissen, wie man KI im Geschäftsalltag einsetzen kann. Gemäß Roland Bergers CEO Charles-Edouard Bouée verlangt diese Revolution nach einem radikalen Umdenken in Unternehmen, um sicher durch eine komplexe Umgebung navigieren zu können, in der die Ungeheuer von morgen noch nicht in Erscheinung getreten sind.

VIRTUAL REALITY

Ein Kurzeinblick:

• Unter den Industrien, die VR nutzen, wachsen Unterhaltung und Gaming immer noch am schnellsten. Jedoch gibt es riesiges Potenzial in den Sektoren Bildung, Maschinenbau, Architektur und Design
• Die Fähigkeit, mit VR zu interagieren, ist der nächste Schritt zur totalen Immersion. Deshalb wird sie so entwickelt, dass sie alle Sinne anspricht – nicht nur Sehen und Hören, sondern auch Anfassen, Riechen und Fühlen
• Es gibt eine hohe Nachfrage für Standardisierungen unter allen Geräten, damit sie über verschiedene Plattformen hinweg zusammenwirken können
• VR-Technologie ist so innovativ und ansprechend, dass viele Marken immer mehr eigene Produkte kreieren, um potenzielle Kunde zu erreichen

Wird VR aus der Unterhaltungs- und Gaming-Industrie ausbrechen?

Die Entwicklung der Virtual-Reality-Technologie geht mit großem Tempo voran. Aber sind Unterhaltung und Gaming die einzigen Industrien, die sie nutzen werden? Was sind die hauptsächlichen Trends der VR-Entwicklung? Und letztlich: Was sind die Werbemöglichkeiten in Verbindung mit VR?

Laut Herve Fontaine von HTC Vive gibt es viele Industrien, die von VR-Technologien profitieren können. Momentan sieht er das Potenzial hauptsächlich in Bildung, Maschinebau, Architektur/Design und selbstverständlich Unterhaltung und Gaming. Seiner Meinung nach gehört der Bildungsaspekt zu den wichtigsten, da VR „Studenten eine hochklassige Bildung ermöglicht, zu der sie normalerweise keinen Zugang haben.“ Zum Beispiel könnten Medizinstudenten in einer virtuellen Chirurgie-Umgebung trainieren.

Im Moment basiert VR größtenteils auf Sehen und Hören, aber für die Erzeugung totaler Immersion sollten alle Sinne miteinbezogen werden. Es sind Geräte in der Entwicklung, die ein Tastempfinden kreieren können, andere bilden Gerüche nach und wieder andere Technologien nutzen die Schwerkraft, um das Gefühl des Fliegens zu erzeugen. Allerdings ist das große Problem, dass diese Produkte normalerweise nicht miteinander kommunizieren können. Deshalb gibt es eine große Nachfrage für Standardisierungen und die Arbeit an offenen Richtwerten. Ein anderes Hindernis stellt die Mobilität dar, denn wie Frederic Condolo von Mindmaze den VivaTech-Delegierten erklärte, „müssen Geräte kleiner, leichter und benutzerfreundlicher werden, um vom Massenmarkt angenommen zu werden.“

Aus Werbeperspektive gibt es zahlreiche Möglichkeiten, um Marketing-Aktivitäten mittels VR zu implementieren und mit dieser Technologie neue potenzielle Kunden zu erreichen. Steve King erklärte, dass „VR Marken die Kreierung von deutlich innovativerem Content und Konsumenten die Teilnahme an diesen Marken erlaubt.“ Mehr und mehr erschaffen Marken ihre eigenen VR-Produkte, wie Renaults „Pit Stop“, das den Benutzern Reifenwechsel, Tankvorgang und mechanische Anpassungen durchführen lässt, oder BNPs „Birdly“, das einen Flug über New York City simuliert.

VR ist an einem Wendepunkt und muss sich auf die Schaffung reicherer Erlebnisse konzentrieren

VR als Quelle der Unterhaltung, vom virtuellen Fallschirmsprung bis zum Miträtseln bei X-Faktor, ist ein No-Brainer. Aber sie befindet sich nun an einem Wendepunkt. Wir müssen uns von schlichten Gimmicks entfernen und uns auf die Schaffung reicher Erlebnisse konzentrieren, um Mehrwert zu erzeugen.

Inzwischen sehen wir zunehmend Beispiele von Marken, welche die Technologie in ihren Geschäftsräumen nutzen, um die Konsumentenerfahrung zu verbessern und Mehrwert hinzuzufügen. LVMH ist nur ein Beispiel dafür. 80% ihrer Kunden haben beim Betreten der Geschäfte bereits das Produkt recherchiert, dass sie zu kaufen gedenken, aber sie fordern ein stärkeres Engagement, wenn sie persönlich in den Laden kommen. Im vergangenen Jahr hatte LVMH Ian Rogers als Chief Digital Officer angeheuert, um sich dieser Veränderungen anzunehmen, und prompt wurde kürzlich der Start ihres Digital Department Stores angekündigt.

Iain Jacob, EMEA CEO von Publicis Media, sagte: „Virtuelle und reale Welten müssen stärker zusammenwirken, um reichere Erlebnisse für die Kunden zu erschaffen.“ Wenn das Erleben zu irgendeinem Zeitpunkt abreißt, ist es wahrscheinlich, dass der Kunde nicht bis zum Kaufabschluss dranbleibt. Er erklärte, dass Vermarkter eine große Rolle spielen und „Handel und Marketing besser integriert werden müssen, um Erlebnisse ganzheitlich zu verbessern.“ Kunden kaufen nicht mehr basierend auf Verfügbarkeit, sondern auf Erfahrungen.

DAS INTERNET VON ALLEM

Ein Kurzeinblick:

• Das Internet von Allem und KI können nicht separat betrachtet werden; sie hängen voneinander ab und werden dies in Zukunft immer mehr tun
• Eine neue Ära der Mobilität ist im Kommen; Autos werden in Echtzeit miteinander vernetzt
• In einer Welt, in der alles miteinander verbunden ist, wird sich unsere Lebensweise massiv verändern, und dies könnte riesige Vorzüge bieten
• Für Vermarkter ist Konnektivität zwischen Technologien notwendig, um traditionelle Techniken zu überwinden
• Von Nahrungsmittelhändlern bis zu Kosmetik und Automobilen bietet eine vernetzte Welt einzigartige Publikumsmöglichkeiten für Marken und die Chance, eine enge persönliche Kommunikation mit den Kunden aufzubauen

Wie das Internet von Allem und KI die Mobilität und unsere Städte transformieren werden

„Big Data war gestern – das Internet von Allem und KI fressen die Welt.“ Johann Jungwirt, Chief Digital Officer bei der Volkswagen Group

Die gegenseitige Abhängigkeit zwischen dem Internet von Allem (Englisch: Internet of Everything, kurz: IoE) und der Künstlichen Intelligenz war für den Digital Chief von VW der zentrale Punkt seines Panels „Driving the Future“ auf der VivaTech.

Jungwirth erwartet den Beginn einer neuen Ära der Mobilität: Autos werden in Echtzeit miteinander vernetzt sein, und an dieser Stelle „sind Konnektivität und KI-basierte Autonomie die Schlüsselthemen.“ Dies bedeutet, dass wir bald vollständig vernetzte, selbstfahrende Fahrzeuge sehen werden, verbunden per Cloud und mit spektakulären technischen Features ausgestattet.

In einer Welt, in der alles vernetzt ist, wird sich unsere Lebensweise massiv verändern. Wenn wir uns allein auf den Automobilsektor konzentrieren, werden die riesigen Vorzüge bereits offensichtlich.

Zum Beispiel werden vernetzte, selbstfahrende Fahrzeuge Verkehrsstaus abmildern und Unfälle vermeiden helfen. Innerstädtische Parkprobleme könnten durch ferngesteuerte Autos, die uns nach Bedarf abholen, gelöst werden, wodurch man auch potenziell mehr Grünräume anlegen könnte. Selbst die Innenausstattung eines Autos könnte überholt und angepasst werden, um den Bedürfnissen des Konsumenten besser zu entsprechen, zum Beispiel mit einem häuslicheren, wohnzimmerartigen Design.

Smart Cities

Verbunden mit IoE sind Smart Cities ein weiteres vielversprechendes Feld. Angesichts der Unzahl an umwelt- und bevölkerungstechnischen Herausforderungen in Städten ist „Smart City“ auf der VivaTech zu einem Synonym für Nachhaltigkeit geworden. Diese Technologie ermöglicht eine effizientere und angenehmere Lebensweise durch die Planung und Gestaltung von Städten und Gebäuden und beeinflusst, wie wir als Individuen mit unserer Umwelt interagieren. 3D-Technologien werden der Schlüssel zur Durchführung dieser urbanen Transformation sein, und ihre Einflüsse auf unser jetziges Leben werden vollkommen unbemerkt vonstattengehen. Gartengebäude, die es jedem ermöglichen, gesunde Produkte zu pflanzen, zu ernten und zu genießen, werden zu den ökologischen Lösungen der Zukunft gehören.

Miteinander synchronisierte Sensoren in jedem Haushaltsgerät, die von einem einzigen elektronischen Assistenten kontrolliert werden, werden Häuser effizienter, komfortabler und sicherer machen. Diese Systeme werden Heizung, Beleuchtung und Alarmanlagen steuern und zudem Ihre Lieblingsmusik spielen, Wetterprognosen ansagen und Sie daran erinnern, den Müll rauszubringen – die Möglichkeiten sind grenzenlos. Mit Sicherheit werden wir noch mehr intelligente Lösungen sehen, die sich die Verbesserung der Qualität unseres häuslichen Lebens zur Aufgabe machen.

Die zunehmende Konnektivität zwischen allen vernetzten Gebrauchsgeräten eröffnet eine völlig neue Welt, in der alles möglich ist, ebenso wie fantastische Chancen, die bisher unvorstellbar waren. Es war großartig, auf der VivaTech Marken aus allen Sektoren zu sehen, die als Pioniere mit einer Vielzahl von technologischen Lösungen auftraten. Von Nahrungsmittelhändlern bis zu Kosmetik und Automobilen bietet eine vernetzte Welt einzigartige Publikumsmöglichkeiten für Marken und die Chance, eine enge, persönliche Kommunikation mit den Kunden aufzubauen, sodass die Marke letztendlich ein wichtiger und integraler Bestandteil ihres Lebens wird.

ROBOTER

Ein Kurzeinblick:

• Seit einiger Zeit ist klar, dass Roboter für viele Industrien von großem Wert sind
• Als Quelle der Begeisterung und Faszination waren sie die größten Publikumslieblinge auf der VivaTech
• Indem Roboter an emotionaler Intelligenz gewinnen, etwa durch die Nachahmung von Gesichtsausdrücken, kommen sie der Fähigkeit näher, „selbst“ Entscheidungen zu treffen
• Entgegen allgemeiner Ängste ist es wahrscheinlicher, dass wir mit Robotern zusammenarbeiten werden als von ihnen ersetzt zu werden

Roboter auf der VivaTech

Alle VivaTech-Delegierten wurden gleich zu Anfang von einer Gruppe freundlicher Helfer begrüßt, die dazu fähig war, den Zeitpunkt und die Location jeder Session anzusagen, Umfragen durchzuführen und Feedback zum Event zu sammeln – ergänzt durch Händeschütteln und Selfies zwischendurch. Dabei handelte es sich allerdings nicht um die typischen Konferenzhelfer, sondern um ein Team freundlicher Roboter.

Robotik war in allen Ecken des Festivals und in allen Formen und Größen zu finden. Es gab die hochfunktionellen Versionen, die wir aus Fabriken kennen, dazu designt und programmiert, wiederholbare Aufgaben so effizient wie möglich durchzuführen. Dann gab es die besonders faszinierenden Ausführungen: humanoide Roboter, designt für menschliche Interaktionen, wie zum Beispiel Sophia von Hanson Robotics, die bereits das Cover des brasilianischen Magazins Elle zierte.

Die Vorträge und Ausstellungen deckten eine große Bandbreite an Themen ab. Doch es gab drei hauptsächliche Bereiche der technologischen Entwicklung, die den „Aufstieg der Roboter“ vorantreiben:

1. Mechanisch – Verbesserungen an Roboterskeletten und Infrastrukturen, die menschenähnliche Bewegungen und Gesten ermöglichen
2. Sensorisch – größere Kapazitäten für Roboter, um mehr Input aufzunehmen, wie Kameras zur Erkennung von Gesichtern und Bewegungen, Spracheingabe und Sicherheits-Features wie Branderkennung
3. Künstliche Intelligenz – die Integration der KI in der Robotik zur Ermöglichung von Autonomie, und um es Robotern zu erlauben, nicht nur menschlich zu agieren, sondern auch so zu denken

Neue Innovatoren waren auf der VivaTech überall, beispielsweise SoftBank, welche die Roboter Nao und Pepper produzieren, und gleich nebenan Intuitive Robots, die Anwendungen für Unternehmen entwickeln, mit denen man diese Roboter personalisieren und benutzen kann.

Anwendungsmöglichkeiten

David Hanson von Hanson Robotics hat eine bemerkenswerte Ausdrucksfähigkeit, Ästhetik und Interaktivität in seinen Robotern hervorgebracht. Er demonstrierte auf der VivaTech nicht nur Sophia, eine faszinierende, lebensähnliche Maschine, sondern äußerte auch die Zielvorstellung, eine wohlwollende Superintelligenz zu entwickeln, die dazu in der Lage ist, von anderen zu lernen. David will, dass Roboter das Menschsein verstehen lernen, und im Gegenzug sollen Menschen wertschätzen, dass jede Interaktion eine Auswirkung darauf haben wird, wie sich die Roboter entwickeln. Im Moment werden Hanson-Roboter für medizinische Tests in Kooperation mit dem US Center of Disease genutzt, um Atemschutzmasken zu verbessern (auf Basis von Sophias lebensähnlicher Haut), sowie für Autismus-Behandlungen und zu Bildungszwecken, wie zum Beispiel Hanson Robotics erstes kommerzielles Produkt, Professor Einstein.

Abseits des Mülltonnen-Roboters (wortwörtlich ein sich bewegender Eimer) zeigten Pepper (von SoftBank) und Robothespian (von Engineered Arts) einen Funken Leben und erlaubten eine echte Interaktion. Beide waren vollständig interaktiv, benutzerfreundlich und durch und durch unterhaltsam. Doch die große Frage ist: Wofür könnte man sie verwenden? Die präsentierenden Aussteller erklärten, dass sie sich in Sachen Funktionalität nach Kundenwünschen richten. Diese könnten nahezu alles umfassen, von Gesangsperformances bis hin zu Selfies. In der gezeigten Version lag der Hauptfokus auf dem Kundendienst (deshalb die Bezeichnung: Robo-Messestände), der Unterhaltung von Eventgästen und der Erregung von Aufmerksamkeit, sobald Benutzer die Ausstellungsräume betraten. Hease, die solche Stand-Roboter entwickeln, hielten auch positive Auswirkungen aufs Business für möglich. Beispielsweise führten Robo-Stände in Kinos zu dreißig Mal mehr Interaktionen als reguläre Stände.

Die Zukunft

Da die Kapazitäten von Robotik und KI rasant steigen, drehten sich viele Konferenzdiskussionen darum, wie sich Menschen und Roboter im Einklang miteinander entwickeln können. Sie kamen zu dem Ergebnis, dass wir wahrscheinlich eher mit ihnen zusammenarbeiten werden als von ihnen ersetzt zu werden.

Die Konferenz entfachte auch eine interessante Debatte darüber, welchen ethischen Kodex die Maschinen wohl haben werden und ob wir Roboter wirklich mit einer unvorhersehbaren KI ausstatten sollten, die ihnen ermöglicht, autonome Entscheidungen zu treffen und nach ihnen zu handeln. Wie David Hanson in Bezug auf seine Roboterprojekte erwähnte, „könnten sie in fünf, zehn oder erst in fünfzehn Jahren lebendig werden – oder sogar noch in diesem Jahr? Wir wissen es einfach nicht.“

STARTUPS

Ein Kurzeinblick:

• Dieses Jahr hieß VivaTech mehr als 5.000 Startups und Investoren aus aller Welt willkommen
• VR, AR, KI, Robotik, IoT und Blockchain gehörten zu den von Startups adaptierten Schlüsseltechnologien
• Neue Technologien verändern die Art und Weise, wie Konsumenten Branded Content erleben. Sie verändern Nutzererwartungen und eröffnen neue Dimensionen in Business und Marken
• Investitionen in KI wachsen und generieren schon jetzt realen Nutzen für ihre Erstanwender
• Präsident Macron wird als Fürsprecher der europäischen Startup-Szene eine wichtige Rolle spielen und hat das Ziel, Frankreich zu einer „Startup-Nation“ zu machen, die „wie ein Startup denkt und handelt“

Das Zeitalter der Intelligenz

Viva Technology ist der Ort, an dem Startups und globale Führungskräfte der digitalen Transformation zusammentreffen, um enge Partnerschaften aufzubauen und Innovationen in der Technologie voranzutreiben. Die zweite Ausgabe von VivaTech drehte sich ganz um das von Eric Schmidt definierte „Zeitalter der Intelligenz“.

Die innovativsten Startups zeigten ihre große Kompetenz, neue Technologien zu integrieren, die industrielle Prozesse, Geschäftsmodelle und Kundenerfahrungen in verschiedenen Sektoren verbessern. Virtual und Augmented Reality (VR/AR), Künstliche Intelligenz (KI) und Robotik gehörten zu den von Startups adaptierten Schlüsseltechnologien, ebenso wie auf Blockchain basierende Anwendungen.

AR/VR-Technologie erlaubt es Marken, deutlich innovativeren Content zu produzieren, und Konsumenten, an diesen Marken auf einer ganz neuen Ebene teilzuhaben. Künstliche Intelligenz wird als nächste digitale Grenze angesehen und ihr realer Nutzen wurde längst erkannt. Jedoch kann sie nur wachsen, wenn sie mit Daten „gefüttert“ wird. Wie Jean Marc Bouwyn, Industry Manager bei Google, betonte, sollte dies eigentlich kein Problem darstellen, da 90% der weltweiten Daten in den letzten zwei Jahren produziert wurden und sich ihre Menge jedes Jahr verdoppelt. Die Frage ist: Wie nutzen wir diese Daten im Jahr 2017? Was folgt, ist nur ein kleiner Einblick, wie einige Startups die Sache angehen.

Heuritech, Startup aus Frankreich und Gewinner des LVMH Innovation Award, startete einen KI-betriebenen, virtuellen Assistenten für die Luxusgüter-, Mode- und Beauty-Industrie und überbrückte damit die Lücke zwischen sozialen Daten und Kommerz. Heuritech nutzt Text- und Bilderkennung, um weltweite Trends zu identifizieren und Begeisterung für Produkte zu erzeugen, sowie Online-Kataloge zur Unterstützung bei Kaufentscheidungen, Intensivierung von Markenerfahrungen, zum Feedback für Design-Abteilungen, zum Start neuer Kollektionen, Management von Käufen und vieles mehr.

Nextuser zieht mit IBM Watson an einem Strang und ermöglicht ein tieferes Verständnis der Kundenpersönlichkeit, indem sie Nutzercharakteristika, Bedürfnisse und Wertvorstellungen erfassen, um hochgradige Personalisierungslösungen für eCommerce- und Handelsunternehmen anzubieten. Sie äußern Vorschläge auf Basis von Verhalten, Stimmung und Transaktionen eines Nutzers.

Augment, die Augmented-Reality-eCommerce-Lösung, erlaubt es Online-Käufern, Produkte vor dem Kauf von zuhause aus zu erleben.

Hoomano designt und entwickelt die Software von Heasy und Pepper, menschenähnliche, soziale Roboter mit der Fähigkeit, grundlegende Emotionen zu erkennen und ihr Verhalten der Laune ihres Gesprächspartners entsprechend anzupassen.

Präsident Macron: Frankreich muss eine Startup-Nation werden

Ohne Silicon Valleys Startup-Kultur hätten wichtige Unternehmen wie Google, Facebook, Twitter und Snapchat wohl nie existiert, noch hätten sie die Werbeindustrie und im selben Zuge Milliarden von Leben verändert. Umbrüche schaffen Platz für Innovation und neue Technologien, heute wie in der Zukunft. Die diesjährige VivaTech zeigte, wie diese aussehen könnte: Künstliche Intelligenz, Virtual Reality und das Internet der Dinge sind heiße Themen im Startup-Ökosystem. Diese Trends werden unser tägliches Leben zweifelsohne verändern und neue Wege für die Werbung erschließen.

Verglichen mit den USA ist die europäische Startup-Szene noch immer unterfinanziert, und folglich müssen innovative Startups für ausreichendes Funding nach Silicon Valley ziehen. Es ist Aufgabe der EU-Führung, diese Diskrepanz zu beheben und eine gründerfreundliche Umwelt in Europa bereitzustellen. Wie von Präsident Macron auf der diesjährigen VivaTech angekündigt, wird Frankreich ein Technologie-Visum einführen, das darauf abzielt, internationale Talente anzulocken. Macron sagte: „Ich will, dass Frankreich eine Startup-Nation wird. Eine Nation, die denkt und handelt wie ein Startup. Unternehmergeist ist das neue Frankreich. Ich will, das Frankreich neue Gründer anzieht, neue Forscher, und dass es die Nation für Innovation und Startups wird.“ Macron verkündete die Einrichtung eines neuen europäischen Risikofonds mit über 10 Mrd. Euro, um Europäer bei der Entwicklung der hiesigen Startup-Szene zu unterstützen.

Unternehmen haben die Wichtigkeit von Startups längst erkannt und sie mit ihren eigenen Inkubationsprogrammen unterstützt. Dieses Jahr waren Firmen wie AccorHotels, SANOFI, Orange, La Poste und viele andere mit eigenen Pitch-Panels und Präsentationen vertreten. Die Denkweise von Startups kann neue Ideen und Innovationen in ein existierendes Business einbringen. Im Gegenzug haben Großunternehmen die Gelegenheit, Startups mit Betreuung, Wissen, finanziellen Ressourcen und Infrastruktur unter die Arme zu greifen.

Wenn Frankreich wirklich sein Ziel erreicht, zu einer Startup-Nation zu avancieren, wird es wahrlich eine spannende Zeit fürs europäische Business werden. Die florierenden Startup-Szenen in Berlin und London demonstrieren bereits, dass es eine aussichtsreiche Zukunft für Startups in Europa gibt, und wenn Macrons Plan funktioniert, könnte Paris als nächstes an der Reihe sein. Frankreich und die EU könnten dann Silicon Valley bald Konkurrenz machen.

PERFORMICS IST BEKANNT AUS